Ursprünglich hatte ich nie vor, nach Wien zu gehen. Nachdem mein Vater mir jedoch Konzertkarten für SDP in Wien besorgt hatte, entschied ich mich für einen Kurzurlaub. Matthis, mein neuer Assistent für Sport und Freizeit, begleitete mich dabei. Vor allem nach der coronabedingten Pause für viele Künstler und ihre Fans erwartete ich, dass das Konzert wie eine Bombe einschlägt. Die Recherchen über Wien überließ ich bei diesem Trip zum ersten Mal meinen Assistenten.
Hier erfahrt ihr, wie Matthis mich durch Wien geführt hat, wie man seinen Job als Assistent richtig macht und was mir besonders an der Reise gefiel.
Angebote und Sehenswürdigkeiten:
Mitten in der historischen Hauptstadt Österreichs begann unsere Reise bei den üblichen Sehenswürdigkeiten, über die ich Euch hier gar nicht viel erzählen will. Die Informationen findet ihr in jedem Reiseführer. Ich schildere Euch meine ganz persönlichen Eindrücke von Wien.
Die Treppen, die kein Ende nahmen!
Unterwegs in der Innenstadt stieß ich, wo auch immer wir waren, auf Treppen, die zu meinem Glück rechts und links mit einem Handlauf ausgestattet waren. In keiner anderen Stadt konnte ich so viel Treppen steigen.
Die Rolltreppen beunruhigten mich allerdings. Trotz Vorankündigung von Matthias trat ich zum falschen Moment auf die Rolltreppe. Ohne dass er mich festhielt, funktionierte das Ganze nicht. Ich stürzte eher nach vorne, als dass ich das Gleichgewicht halten konnte.
So sehr mich Wien auch faszinierte, die Orientierung nach den Himmelsrichtungen war auch nach den Tagen dort noch immer ein Desaster.
Ich konnte oft nicht einordnen, wo wir uns genau in Wien befanden.
Veganer haben ein hartes Los:
Während ich mit Matthias durch den Naschmarkt schlenderte machte sich Frust breit.
120 Marktstände und Lokale von wienerisch bis indisch, von vietnamesisch bis italienisch – doch von veganem Essen oder Restaurants keine Spur. Nach langem Suchen landeten wir in „Swing Kitchen“, einem veganen Fast-Food-Restaurant. In der Zeit, die ich in Wien verbrachte, besuchten wir 6 bis 7 Restaurants, die mich alle nicht wirklich vom Hocker hauen konnten im Gegensatz zu denen in Berlin. Ich empfand es als sehr schwierig, in Wien als Veganer fündig zu werden.
Ein kleiner Trost:
Ich war wie verzaubert, als ich den langgestreckten Innenhof Sünnhof zu Gesicht bekam. Mein Blick richtete sich auf die schillernden Farben der Regenschirme, die in der Luft schwebten und in der Dunkelheit von Glühbirnen beleuchtet wurden.
Gewiss existieren noch andere Innenhöfe in Wien. Unteranderem kann ich den „Raimundhof“ wärmstens empfehlen. Dieser Hof wird von mehreren kleinen Lokalen und Cafés geziert. Auch besonders schön war der Hof in der „Neustiftgasse“. Er war extrem charmant und südländisch in seinem Flair. Der Durchgang lädt zu einem netten Spaziergang unter einem teils grünen Blätterdach ein.
Abenteuerlust:
Die reinste Lebensfreude packte mich, als ich mitten im Freizeitpark stand. Der Prater sprühte vor Energie und die Menschen waren in bester Laune.
Es wurde einiges geboten: turbulente Achterbahnen, gruselige Geisterbahnen und Attraktionen für Groß und Klein. Doch so spaßig und adrenalingeladen das Ganze auch sein mag, keine von all den Attraktionen war barrierefrei.
So blieb nur das Riesenrad für mich. Matthis half mir in den Waggon und es ging hoch hinaus. Er hat mich wirklich toll begleitet: Die ganze Recherche im Vorfeld und die Organisation hat er übernommen. Ich musste mich um nichts kümmern und konnte Wien ganz entspannt erleben. Ob zwischen den alten Häusern oder wie im Riesenrad hoch über den Dächern der Stadt.
Kühle Getränke an der Donau und eine Vielfalt an Kunst:
Entlang des Donaukanals sammelte sich ein buntes Volk, welches sich von den Graffitis an den Mauern entlang des Kanals inspirieren lassen konnte. Ob man sie für Kunst oder Klecksereien hält, Graffitis prägen an vielen Stellen Wiens Stadtbild. Besonders an den Mauern entlang des Donaukanals. Mit der Zeit fiel mir auf, dass einige Graffitis mit viel Aufwand verbunden gewesen sein müssen – im Unterschied zu den sogenannten Tags, die in kurzer Zeit und meist illegal an Häuser, Züge oder Straßenschilder gesprüht werde.
Gemeinsam saßen Matthis und ich an einer Bar und genehmigten uns ein kühles Getränk. Dazu genossen wir die Klänge der Musik in unseren Ohren.
Als wir ausgetrunken hatten, sprang ich vom Barhocker: Ich war jetzt neugierig darauf, an den Graffitis vorbeizugehen.
Matthis machte mich auf Metall-Gestalten aufmerksam. Wenn mich Matthis nicht drauf aufmerksam gemacht hätte, wäre ich schnurstracks daran vorbeigelaufen.
Abstrakte Figuren aus braunem Rost und Metall, die sich gegenübertreten und gegeneinander kämpfen. Gestalten, die so stark mit Dellen „verziert“ waren, dass für mich nicht erkennbar war, was sie darstellen sollten. Die Darstellung der Statuen war auch für Matthis schwer zu beschreiben.
Der Spaziergang am Donaukanal wurde zu keiner Sekunde langweilig. Es kam mir wie ein Street-Art-Museum vor, welches mit täglich neuen Werken, die es zu entdecken galt, bestückt war.
Ein absolutes „Muss“ für einen jeden, der sich für Kunst begeistert.
Das Allrounder Musiker Duo SDP als Schlusslicht!
Der Andrang in der Halle war gigantisch. Matthis holte sich Popcorn, bevor wir endlich unsere Plätze aufsuchten. Ich spürte die Aufregung der Leute, die es kaum noch erwarten konnten.
Mathis führte mich zu unseren Plätzen. Wir saßen kaum, schon heizte die Vorband erstmal ordentlich ein. Dann endlich begann das eigentliche Konzert und „SDP“ erschien auf der Bildfläche. Vincent und Dag freuten sich nach so langer Zeit wieder auf der Bühne zu stehen. Es zischte und blitzte nur so vor Leuchteffekten. Von alten Kinderzimmerliedern bis zu aktuellen Songs war alles dabei und ich kannte sie alle: Von „Der Anfang anzufangen“ bis zu der neuesten Single „Du hast gehofft“.
In dem Augenblick als das Konzert begann, erblickte ich das Lichterspiel der Show und alles andere war für mich nicht greifbar. Weder die Bühne noch die Band. Mit gespitzten Ohren schenkte ich der Musik meine volle Beachtung. Zwischen dem Jauchzen und dem Gesang des Publikums ertönte eine Mischung aus Hip Hop, Pop und Elektro in meine Ohren.
Ich schwebte auf den Melodien und wippte zum Takt. Den Aufbau der Bühne und die ganze Show überließ ich meiner Fantasie – die Bühne war einfach zu weit weg.
Matthis übernahm überwiegend den ruhigen Part.
Es war ein gelungener Abend und der perfekte Abschluss von unserer gemeinsamen Reise in eine der prunkvollsten Städte Europas.
Meine Tipps für Euch:
- Die Regenschirmgasse: Wir waren nachts dort, die Beleuchtung über dem Hof hat die Schirme wunderbar bunt leuchten lassen. Wenn das mal nicht die richtige Kulisse für einen romantischen Spaziergang ist. https://www.wien.gv.at/spaziergang/innenhoefe/suennhof.html
- Graffitis am Donaukanal: Ich liebe alles, was farbenfroh ist. Und es gibt keine Vorschriften für die Künstler, hier leben sich die Sprayer aus. Und auch die abstrakten Metallfiguren haben es mir angetan. Wer auf diese Art von Kunst blickt, kann seiner Fantasie freien Lauf lassen. https://www.meinbezirk.at/leopoldstadt/c-freizeit/streetart-und-graffitis-am-donaukanal_a2275566
- Vegane Pizza, das sagt schon alles – wir waren oft in Restaurants, die nur ein oder zwei vegane Optionen im Angebot hatten. Aber hier hatte ich die ganze Karte zur Auswahl. Bei mir zuhause gibt es keinen einzigen Laden, der vegane Pizza anbietet. Daher war ich hier im Pizzahimmel – mega lecker und man musste überhaupt nicht lange warten.
Mein Fazit:
Wien war von der Sauberkeit her eine echte Ausnahmeerscheinung. Vor allem im Vergleich zu Berlin, wo ich zuvor unterwegs war. Berlin ist schmutziger, dafür bietet es eine riesige Auswahl an Restaurants für Veganer – im Gegensatz dazu geht man in der Hauptstadt des Wiener Schnitzels und Heimat des Kaiserscharrn als Veganer heillos unter. Essen ist mir im Urlaub wichtig, deshalb hat mich die Stadt teilweise etwas frustriert. Auch die vielen historischen Sehenswürdigkeiten mögen manche toll finden, mich haben sie nicht vom Hocker gerissen. Wer sich wie ich bei den Graffitis am Donaukanal am wohlsten fühlt, fährt für den nächsten Kurztrip wahrscheinlich wieder lieber nach Berlin.