Vegan geht auch behindert
Kapitel 1: Warum überhaupt Vegan
Ein paar Steaks und Würstchen auf dem Grill, schön heiß und fettig, das war für mich das Normalste auf der Welt. Ich hinterfragte das nicht, denn schließlich kannte ich es nur so von zu Hause.
Bis ich 2018 auf ein Video stieß, das mich wachrüttelte und mir eine unbequeme Wahrheit auf dem Teller präsentierte. Massentierhaltung ist die reinste Ausbeutung. Zu der Zeit spielte ich mit dem Gedanken, auf vegetarische Ernährung umzusteigen. Von vegan hörte ich Positives sowie Negatives. Da ich mir lieber mein eigenes Bild mache als auf andere zu hören, begann ich im Netz herumzustöbern. Die Videos über schreckliches Tierleid nahmen mir die Entscheidung ab. Es gibt Tausend Beweggründe Veganerin zu werden, für die meisten zählt der ethische Aspekt. Bei mir war es nicht anders. Für mich ist es nicht vertretbar, dass Tiere für meine Lebensweise ausgebeutet und getötet werden.
Hier ein paar weitere Gründe die mich dazu bewegten, auf eine vegane Ernährung umzusteigen.
1. In der Michindusttie werden Milchkühe künstlich befruchtet, um Milch zu geben. Nur um nach wenigen Jahren aufgrund immer geringer Milchleistung getötet zu werden.
2. Männlich Küken werden nach der Geburt geschreddert, da sie weder Eier legen können noch als Masthähnchen geeignet sind.
3. Die industrielle Produktion tierischer Lebensmittel hat einen Riesen-Einfluss auf die Entwicklung des Klimas.
4. Eine vegane Ernährung beugt außerdem gesundheitlichen Risiken vor, zum Beispiel Übergewicht, Krebs oder Herzkreislauferkrankungen.
Mir fallen noch zig andere Gründe ein, doch das würde hier zu weit führen.
Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt schaut doch mal hier bei der Albert Schweizer Stiftung vorbei: Warum vegan? Gründe und Gegenargumente
In dem Text findet ihr hinter den grün geschriebenen Worten Links zu tiefergehenden Informationen.
Kapitel 2: Vegane Ernährung mit HindernissenDer Entschluss für eine vegane Ernährung ist ein Leichtes für mich gewesen, die Umsetzung allerdings ist gerade zu Beginn etwas umständlich. Nicht wegen der Ernährung an sich, sondern weil sich nicht jede Person mit dem Thema auseinandersetzt. Ich aber bin darauf angewiesen, dass mein Umfeld versteht und weiß, welche Lebensmittel vegetarisch und welche vegan sind. Für mich war es wahnsinnig spannend, mich für ein neues Thema zu begeistern. Unbekannte Gewürze, exotische Rezepte mit Zutaten, die kurz für Verwirrung sorgen können, doch am Ende war ich oft verblüfft, welche verrückte Kombinationen von Lebensmitteln es gibt und was Gewürze aus einem Gericht machen können. Das ist das schöne am Veganen, man beschäftigt sich automatisch mehr mit dem Thema Ernährung, fängt an, mehr in der Küche herumzuexperimentieren und entdeckt dabei immer wieder neue Gemüsesorten und Zusammensetzungen.
Jetzt kommt das große Aber: Im Wohnheim, wo ich zum Zeitpunkt meiner Entscheidung lebte, wurde das Essen aus einer Kantine geliefert. Für vegane Ernährung gab es dort kein Bewusstsein. Auch vielen Betreuern war nicht im geringsten klar, wie eine vegane Ernährung gestaltet wird.
Kapitel 3: Mit dem Essen im Wohnheim auf Kriegsfuß
Ich habe also angefangen, mich in der Küche meiner Wohnung im Heim selbst zu verpflegen. Doch dabei brauche ich Hilfe: Rezepte lesen, Einkaufslisten schreiben, Zutaten besorgen, Gemüse kleinschnibbeln, das Gericht zubereiten – das kann ich nicht alleine, und versuche ich es doch, endet das im Chaos. Doch von den Betreuern erhielt ich diese Hilfe nicht.
Zum einen kann ich die Betreuer verstehen. Der Tag hat eben nur 24 Stunden und das Personal ist knapp. Es fehlt vielen die Motivation für solche Extra-Aufgaben, habe ich den Eindruck, oder sie sind träge und machen einfach Dienst nach Vorschrift. Alles, was darüber hinaus geht, wird abgelehnt. Das hindert die Bewohner daran, in dem Fall mich, sich weiterzuentwickeln und sich voll auszuleben. Oder anders gesagt: Du kannst dich im Wohnheim weiterentwickeln, aber nur so lange du dich anpasst und nicht aus der Reihe tanzt.
Ich habe deshalb meine vegane Ernährung gemeinsam mit Unterstützung von freiwilligen Helfern umgesetzt. Fürs Einkaufen und Kochen habe ich zum Beispiel Studenten gefunden, die nachmittags für mich Gerichte zubereitet haben, oft gleich für mehrere Tage.
Doch auch das hat nicht immer einwandfrei geklappt.
Manche konnten gar nicht richtig Kochen. Andere setzen sich über meine Anweisungen hinweg oder kauften falsche Produkte ein. Doch ich konnte auch Leute finden, die wussten, was sie tun. Das spürte ich schnell und konnte ihnen mehr Spielraum lassen und musste nicht immer kontrollieren, ob sie alles richtig machen. Schließlich ist es für mich ausgesprochen wichtig, dass alle Küchengeräte wieder an ihren richtigen Platz kommen, damit ich sie selbst auch wieder finde. Bis das alles geklappt hat, bedurfte es jeder Menge Beharrlichkeit von mir.
Von Anfang an war ein fetter Rezeptordner, den ich zusammen mit meiner Mutter mit veganen Rezepten gefüllt hatte, eine große Hilfe.
Kapitel 4: Tauche Step By Step ein in die vegane Welt
Als ich auf vegane Ernährung umsattelte, lernte ich am meisten im Verlauf der Implementierung.
Worauf ist beim Einkaufen zu achten? Was gibt es für Ersatzprodukte? Wie kann ich überprüfen, ob tierische Inhaltsstoffe vorhanden sind, denn nicht überall steht das Zeichen „Vegan“ drauf?
Für mich kam auch schnell die Frage auf: Wo kann ich überhaupt noch essen gehen, welche Restaurants bieten vegane Alternativen an? Oder koche ich doch lieber zu Hause?
Doch vor allem ist es wichtig zu lernen, dass es ok ist, Fehler zu machen. Und dass es in Ordnung ist, ein paar Ausnahmen zu haben. Deshalb wird aus keinem ein schlechterer Mensch. Wichtig ist, dass man sich mit der Thematik auseinandersetzt und seine Ernährung Step by Step ändert.Um noch eines klarzustellen: Die Vegane Ernährung hat nichts mit meinem Krankheitsbild zu schaffen. Im Verhältnis zu den anderen Ernährungsformen bin ich aber davon überzeugt, dass die vegane Ernährungsform aus gesundheitlicher Sicht zumindest für mich die richtige Entscheidung war. Mein zuständiger Arzt in der Reha hat mich dies bezüglich sehr unterstützt.
Was ich wirklich jeder/m ans Herz legen kann, der/die sich für die vegane Ernährung interessiert, ist folgendes:
– Setzt euch nicht unter Druck. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
– Informiert euch, lest Bücher
– Entscheidet selbst, inwieweit ihr die vegane Ernährung in eurem Alltag umsetzen könnt.
– Es geht nicht darum, alles perfekt umzusetzen, sondern so weit es geht Tierleid zu vermeiden.