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Vier Tage Rock und Pommes – wie ich Rock am Ring 2023 überlebt habe

75.000 Menschen versammelten sich dieses Jahr auf dem Festival Rock am Ring, und ich mischte natürlich mit. Der enorme Menschenandrang beeindruckte mich mal wieder. Vermutlich, weil mein letzter Festivalbesuch vor Corona lag und somit verdammt lang her war. Nachdem ich schon auf dem Zwillingsfestival Rock im Park gewesen war, wollte ich dieses Jahr unbedingt einen Vergleich starten und entschloss mich für das Festival Rock am Ring.
Die Kirsche auf der Sahnetorte war das Bomben-Wetter, mit dem das Festival an den Start ging. Insofern: Setzt eure Sonnenbrille auf, vergesst die Sonnencreme nicht und kommt mit.

Einmal falsch abgebogen:
Unterwegs auf der Schnellstraße rückten mein Assistent Conny und ich dem Festival immer näher. Das einzige, was uns sprichwörtlich im Weg stand, war die Straßenbeschilderung zum General Camping. Erst nachdem Conny und ich einmal falsch abgebogen waren und uns durchgefragt hatten, sind wir nach langem Hin- und Herfahren endlich am Bereich für Menschen mit Assistenzbedarf angekommen.

Wir parkten Connys Kleinbus direkt an unserem Zeltplatz. Conny half mir beim Aussteigen. Er stellte einen Klappstuhl auf und führte mich dorthin. Darüber war ich froh, so uneben wie der Boden war. Alleine wäre ich über meine eigenen Füßen gestolpert. Gleich darauf machte sich Conny daran, das Zelt aufzubauen. Zum Glück hatten wir super-hilfsbereite Zeltnachbarn, die uns ihren Hammer borgten.

Bevor es weitergeht, hier 15 Dinge, die bei meiner Festivalausstattung nicht fehlen dürfen:
1. Mein Zelt mit zwei Schlafkabinen
2. Medikamente
3. Augentropfen für den Tag/Augensalbe für die Nacht
4. Rollstuhl (falls mir das lange Stehen bei Konzerten zu anstrengend wird und ich eine Pause benötige)
5. zwei Klappstühle
6. Klapptisch
7. ein Feldbett (vom Boden kann ich nur sehr schwer aufstehen)
8. eine 10 cm dicke, sich selbst aufblasende Matte (Vermeidung von Rückenschmerzen)
9. Sonnenbrille
10. Sonnencreme
11. Sonnenhut
12. vegane Snacks (selbstgemachte Pizzaschnecken, Apfel-Bananen-Muffins)
13. Kocher
14. Powerbank zum Handyaufladen
15. Assistenz, denn ohne die läuft gar nix

Abgesehen von den Unebenheiten war der Zeltplatz optimal. Der Campingbereich lag ganz in der Nähe des Haupteingangs. Und gleich neben rollstuhlgerechten Toiletten mit Dusche.

Was mir geholfen hat: Ich war zum ersten Mal mit neuen Schuhen aus dem Sanitätshaus auf einem Festival unterwegs, die durch ihre festere Sohle und spezielle Form für ein besseres Gleichgewicht sorgten (https://www.darco.de/yda-komfortschuhe-urban-line.html). Ich konnte länger auf einer Stelle stehen und war sicherer beim Gehen.

Damit es zum ersten Mal aufs Festivalgelände gehen konnte, brauchte ich Conny an meiner Seite. Doch was ist eigentlich sein Job als meine Assistenz? An dieser Stelle mal eine Liste zur Übersicht.

Conny im Einsatz:
1. Zelt aufbauen
2. Schlafbereich einrichten, das heißt Feldbett reinstellen, aufblasbare Matte für die Nacht vorbereiten, Schlafsack reinlegen sowie mein Gepäck verstauen
3. Medikamente, Augentropfen/Salbe reichen
4. Klappstuhl und Klapptisch aufstellen
5. Essen besorgen und eventuell vorbereiten
6. Bei mitgebrachten Snacks Plastikverpackungen und Tupperdosen öffnen
7. Mich über den Zeltplatz und das Festivalgelände führen
8. Auf Unebenheiten und Hindernisse aufmerksam machen

Ich könnte die Liste noch endlos weiterführen.

Auf dem Festivalgelände herrschte eine Wahnsinns-Stimmung und manche Leute trugen echt schräge Outfits. Essen und Getränke wurden mit dem Wristband bezahlt. Dieses Band hat einen Chip, der an einem Automaten mit Guthaben aufgeladen werden kann. Es gab zwar echt viele Stände, aber zu meiner Enttäuschung nichts Veganes. Also blieben nur noch die Pommes. Zum Glück warteten auf dem Zeltplatz meine veganen Pizzaschnecken und meine heißgeliebten Bananen-Apfel-Muffins. Insofern mein Rat an alle Veganer da draußen: Bereitet euch daheim ein paar Snacks vor.

Bei unseren Touren über das Gelände erwies sich Conny als sehr aufmerksam: Jedesmal wenn sich Unebenheiten auftaten oder sich der Untergrund veränderte, zum Beispiel von Kies auf Wiese, ein Hindernis kam oder ein großer Schritt nötig war, kündigte Conny mir dies an oder begann an zu zählen: “1, 2, 3 jetzt…”

Auf dem Festival gibt es insgesamt drei Bühnen, die Mandora Stage, die Orbit Stage und die Utopia Stage. Die Utopia Stage ist für Menschen mit Assistenzbedarf gedacht. Die anderen beiden Bühnen nicht. Das empfand ich aber als überhaupt nicht schlimm, da es echt angenehm war, auf der Wiese zu chillen und einfach aus der Ferne der Musik zu lauschen, die auch auf den anderen beiden Bühnen gespielt wurde.

Die meisten Bands, die uns interessierten, spielten so oder so auf der Utopia Stage. Foo Fighters, Rise against, Provinz, KIZ, oder Kings of Leon.

Rock, Rap oder Elektro – bei Rock am Ring ist alles zu finden. Hier findet ihr das Line-up:
https://rockamring.eifelvista.com/line-up/

Die Utopia Stage war Hammer. Ein Riesen-Fahrstuhl führte zu einer Terrasse, es gab dort Toiletten und – wichtig für mich – Pommes!

Was mich am meisten beeindruckt hat, war die Riesen-Leinwand, die relativ mittig im Publikum stand. Natürlich gibt es bei allen Festivals rechts und links von der Bühne einen Bildschirm, so war das zum Beispiel bei Rock im Park oder dem Southside-Festival. Der dritte Bildschirm hatte aber definitiv einen positiven Effekt für mich. Ich konnte viel näher davorstehen, und da er mittig war, hatte ich einen direkten Blick darauf

Mein Fazit:
Abgesehen davon, dass es für Veganer nur Pommes gab, habe ich mich als Person mit Seheinschränkung über diese Hammer-Leinwand gefreut. Sie ermöglichte mir auch visuell ein besonderes Konzerterlebnis. Denn normalerweise sehe ich von dem Spektakel auf der Bühne nur einen Bruchteil. Das war diesmal ganz anders – und für mich deshalb wirklich besonders.

Franzi auf dem Rock am Ring.