Schlagwortarchiv für: Rollstuhl

Im Sportverein Inklusion üben – Menschen mitnehmen, ihre Talente entdecken

In einer idealen Welt würde ich mir ein Sportangebot wünschen, an dem Menschen mit und ohne Einschränkungen teilnehmen können.

Zum Beispiel hatte ich schon immer die Absicht, einen Selbstverteidigungskurs zu belegen. Ich stelle mir vor, dass dabei Teams aus einer Person mit Einschränkung und einer Person ohne Einschränkung gebildet werden. Damit der Kursleiter zielgerichtet auf die Einschränkung eingehen kann, nehmen hauptsächlich Seh- und Geheingeschränkte teil. Der Kurs könnte aber auch für Menschen mit geistiger Einschränkung oder für Rollstuhlfahrer angeboten werden – wenn die Einschränkungen nicht gemischt werden, kann auf jedes Bedürfnis individuell eingegangen werden, und keiner bleibt auf der Strecke. Die Teilnehmer ohne Einschränkung verlieren die Angst vor dem Unbekannten. Vorurteile werden somit abgebaut. Ich bin überzeugt: Im Sportverein kann man Inklusion üben.

Ein Sprungblock in einem Schwimmbad - beim Sport könnte man Inklusion üben.
Schwimmen gehe ich alleine mit meiner Assistenz. Von Gruppenangeboten für Menschen mit und ohne Einschränkungen im Schwimmbad habe ich noch nie gehört.

Doch wie sieht es mit solchen Angeboten in Althengstett aus? Mir ist kein inklusives Sportangebot bekannt.
Zuletzt habe ich in Weingarten im Kreis Ravensburg gelebt, eine größere Stadt, doch auch dort gab es keine passenden Sportangebote für mich. Mein Wohnheim hat zwar Tanzkurse für Rollstuhlfahrer organisiert, aber was bringt mir das?
Ich habe damals ein Rehasport-Angebot gebucht, in dem ich die einzige Teilnehmerin mit Behinderung war. Die Kursleiterin ging auf mich ein und zeigte mir alternative Übungen, wenn notwendig. Das Beste war, dass ich mich endlich mit Menschen austauschen konnte, die keinerlei geistige Einschränkung hatten.

Ich halte es für einen wichtigen Schritt in Richtung einer inklusiven Gesellschaft, dass es mehr Angebote gibt, an denen alle Menschen gleichberechtigt teilnehmen können.


Hier kannst Du lesen, wie mich Sport aus meinem tiefsten Tief gerettet hat und mir mein heutiges Leben und Lebensgefühl ermöglicht:

https://www.rikas-blog.de/2023/01/12/mein-weg-in-etappen-zur-zielgerade/: Im Sportverein Inklusion üben – Menschen mitnehmen, ihre Talente entdecken

Dass es nicht schon mehr davon gibt, hat meiner Meinung nach mehrere Gründe: Es fehlt das Wissen darüber, wie wenig Sportangebote für Menschen mit Einschränkung es gibt. Die Vereine scheuen den Aufwand. Vielleicht mangelt es auch an Personal. Oder das Vorurteil, Menschen mit Behinderung seien nicht in der Lage Sport zu machen, sitzt in den Köpfen fest.

Aber junge und fitte Menschen mit Einschränkung wie ich wünschen sich diese Art von gesellschaftlicher Beteiligung.
Wie also könnten solche Angebote flächendeckend entstehen? Ich wünsche mir von Sportverbänden Kurse, in denen Übungsleiter lernen, mit bestimmten Einschränkungen umzugehen. Wenn Angebote entwickelt werden, sollten Menschen mit Einschränkungen von Anfang an mit einbezogen werden. In diesem Fall sind sie die Experten, nicht umgekehrt.
Wenn Menschen gemeinsam Sport machen, fördert das die soziale Einbindung, stärkt jeden einzelnen und trägt zu einer harmonischen Gesellschaft bei.

Um Inklusion zu erreichen, reicht Aufklärungsarbeit alleine nicht aus. Jedes Angebot ist ein Anfang. Wenn wir nicht aufeinander zugehen, können Barrieren nie abgebaut werden.

Collage - links ist Rika zu sehen, rechts Bodo Wartke.

Eine musikalische Wundertüte

Bodo-Warte-Konzert „Wandelmut“ in der Stadthalle Balingen auf dem Prüfstand – so barrierefrei ist die Location.

Aufmerksam auf Bodo Wartke wurde ich über Instagram. Seine Zungenbrecher haben mich so zum Lachen gebracht, dass ich neugierig geworden bin. Der Künstler ist zugleich Musiker und Kabarettist. Was hat der Mann im roten Anzug sonst so auf dem Kasten? Was unterscheidet ihn von den anderen Künstlern, die ich schon live gesehen habe? Und wie immer checke ich die Location für Euch – lest hier, wie barrierefrei die Stadthalle in Balingen ist.

Der Mann im roten Anzug

g

Grün aufblinkende Scheinwerfer auf der Bühne am 24. November 2023 in der Stadthalle Balingen. Laute Geräusche wie Rasseln und Trommeln hallen in meinen Ohren. Es fühlt sich an, als würde mich der Beat einer riesigen Insekten-Wiese überwältigen. Bodo Wartke versteht es, sich am Klavier und mit weiteren Instrumenten zu begleiten. So schafft er es, mich mit seinen Reimkünsten über Insekten zu fesseln.

Das Ankommen an der Location

Aus dem Auto ausgestiegen, legte die Begleitperson mir meine Beintasche an. Die Tasche hat zwei Gurte. Der erste kommt um die Hüfte und der zweite wird am Oberschenkel befestigt. In der Beintasche befindet sich nur das notwendigste. Handy, Geldbeutel, Lippenpflege und zum Schluss dürfen natürlich die Augentropfen und Tabletten nicht fehlen. Sie ist nahezu perfekt für mich, sie rutscht nicht ständig von der Schulter, ich muss nicht ewig darin herumwühlen: Und das Schönste an den ganzen Sachen ist, ich kann trotz meiner fehlenden Feinmotorik in einer Hand meine Sachen mit der anderen Hand selbst verstauen, und wenn alles drin ist, habe ich beide Hände frei.

Ohne Treppen steigen zu müssen, betreten wir die Halle. Im Foyer kundschaftete ich nach der Ankunft erstmal mein Umfeld aus, was sich durch die beachtliche Menschenmenge als beschwerlich erwies. Inzwischen komme ich nach all der Zeit zwar mit der Tatsache klar, dass ich meine Umgebung verwackelt wahrnehme, um einiges besser zurecht. Stattdessen zerbreche ich mir über andere Sachen den Kopf.

Türen öffnen sich für mich nicht

Beispielsweise darüber, dass bei vielen Veranstaltungen keine Markierungsstreifen zu finden sind, und meine Assistenz mir durchgehend Treppenstufen ankündigen muss. In vielen Locations ist an den Treppen auf nur einer Seite ein Treppengeländer vorhanden, was mega-frustrierend sein kann. Das habe so zum Beispiel beim Fanta-4-Konzert in der Schleyerhalle in Stuttgart erlebt. Dann bin ich für jeden Schritt auf Assistenz angewiesen.

Positiv fiel mir auf: In der Stadthalle können sich Menschen mit Rollator oder im Rollstuhl frei bewegen. Soweit ich sehen konnte, waren auch Fahrstühle vorhanden. Einziges Manko: Die Türen der Halle öffnen sich nicht automatisch.

Wir drängten uns durch die Masse und suchten unsere Plätze. Der gigantische Theatersaal war voll besetzt. Zu meiner Verwunderung war erstaunlich viel Platz zwischen den Sitzreihen. Heißt im Klartext: Ich konnte ohne Schwierigkeiten an den Leuten vorbei. Leider wird in den meisten Konzertsälen an dieser Stelle am Platz gespart. Und wenn es zu eng wird, komme ich leicht ins Stolpern.

Ich sehe ein Ampelmännchen

Die Beleuchtung im Saal ging aus. Ein Mann in Rot betrat die Bühne. Ihr kennt doch das rote Männchen, wenn ihr vor der Ampel wartet? Genau so sah Bodo Wartke in dem Moment für mich aus.

Natürlich war er selbst nicht rot, sondern trug einen roten Anzug. Zwischendurch beschrieb mir meine Assistentin die Bühne, neu dazugekommene Musikinstrumente und den Anzugswechsel des Künstlers – jetzt war die Ampel sozusagen auf Grün gesprungen. Aufmerksam hörte ich den Zungenbrechern, den amüsanten Erzählungen wie auch dem lustigen Gesang zu. Ich schätze Bodo Wartke vor allem dafür, wie er Krabbeltiere musikalisch zum Leben erweckt hat, als er die Trommeln rührte, das Klirren der Rassel ertönte, und er Moskitos in seinem Sprechgesang aufnahm. Hier bekommt ihr einen Eindruck, was ich meine:

D

Der letzte Ton

Eine Verbeugung als Dank, dröhnender Applaus. Während der Saal sich langsam leerte, machte ich mit meiner Assistentin noch einen kleinen Rundgang. Auf keinem Konzert konnte ich die Bühne so aus der Nähe sehen.

Wir haben an dem Abend viel fotografiert, um Euch auf Instagram einen Einblick in mein Leben mit Seheinschränkung zu gewähren.
Also hinterlasst mir gern einen Kommentar mit euren Wunschthemen oder was euch gefallen hat, und folgt mir auf Social Media. Jetzt bekommt ihr noch das Ergebnis meines Location-Checks – so barrierefrei ist die Stadthalle in Balingen:

Rikas Location-Check: 4 von 5 Sterne

Räumlichkeiten:

Check- in/ Einlass:

Service:

Bestellvorgang der Karten:

Bremsklotz:

Der Gang zum Bäcker: Straßen und Wege – oft krumm und schief

Lies hier meinen Gastbeitrag für das Mitteilungsblatt meines Heimatortes Althengstett. Ich beschreibe darin, wie schlecht es auf den Straßen des kleinen Ortes um Barrierefreiheit bestellt ist. Ein Fakt, der mir auch kurze Wege im Alltag schwer macht:

Mein Name ist Rika, bin 33 Jahre alt. Ich habe einen Blog rikas-blog.de und poste auch auf Instagram. Meine Berichte sind aus der Perspektive einer seh- und geheingeschränkten Frau. Ich möchte Menschen mit Einschränkungen dazu motivieren, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Den Menschen ohne Einschränkungen möchte ich vermitteln, wie man kulturelle Angebote inklusiver gestalten kann.

So orientiere ich mich

Früher saß ich im Rollstuhl. Mein Weg zum Bäcker mit Walking Stock in Begleitung meiner Sportassistenz sieht so aus:

Da ich keine Straßenschilder lesen kann, orientiere ich mich an größeren Anhaltspunkten, wie ein farbiges Haus sein, der Kirchturm, ein Friedhof oder ein Zaun und merke mir so den Weg. Auf den Straßen meines Heimatortes ist es eher schlecht um Barrierefreiheit bestellt.

Der Stock ist wie ein guter Freund, Stütze bei Unsicherheit, das Gleichgewicht verliere oder erneuter Orientierung. Wenn alle Stricke reißen, steht mir meine Assistenz mit Tipps und Tricks zur Seite. Mein Umfeld nehme sehr unscharf wahr, meine zitternden Augen (wie Wackelkontakt) müssen sich bei jeder Bewegung neu fokussieren. So stoße ich wie viele andere Menschen mit Einschränkungen, wie z.B Fußgänger mit Rollator / Rollstuhlfahrer auf beschwerliche Hürden.

Holprige Wege bringen mich ins Wanken

Mit dem Stock immer voran, taste ich jegliche Barriere ab. Auf dem Weg zum Bäcker erwarten mich Hindernisse wie nicht abgesenkte Bordsteinkanten, Mülltonnen, enge Bürgersteige oder holprige Wege, die mich ins Wanken bringen. Solche Situationen verunsichern mich massiv.

Früher, noch mit Rollator unterwegs, habe ich die ungeraden Strecken und Bordsteinkanten verflucht. Mit Walkingstock stehe ich heute vor anderen Aufgaben: Treppen / beidseitige Handläufe! Es fehlen die Markierungsstreifen zur Erkennung der einzelnen Stufen. Die Treppe vor dem Seniorenheim ist leider ein perfektes negatives Beispiel. Mir ist klar, dass es an vielen Stellen noch an Aufklärung mangelt und dadurch das Bewusstsein dafür fehlt.

Doch zusammen können wir so viel erreichen, wenn wir nur wollen.


Lest hier weitere Gastbeiträge, die ich für das Mitteilungsblatt in einer kleinen Serie geschrieben habe:

I

V

Tauchen bis zum Grund

Würde gerne tauchen bis zum Grund.

Auf der Suche nach meinem Warum verlor ich mich selbst.

Ein Hoffnungsfunke scheint am Nachthimmel. Ziellos laufe ich durch die Straßen.

Die Gedanken so laut.

Ich ertrage es kaum.

Ist denn niemand da, der mein Herz versteht?

Selbst wenn ich es nicht zeig, zerreißt es mich. Es schmerzt in meiner Brust.

Es schleicht sich der Gedanke ein „Ich schaffe das nicht mehr“.

Ist da denn niemand, der mit mir den Weg gemeinsam bestreitet?

Der Speicher ist leer.

Auf dem Weg liegen immens große Steine.

Ist denn niemand da, der an mich glaubt und der mir die Düsternis aus meinem Herzen verbannt?

Die Welt ist laut und mein Herz ganz kalt. Liebend gern würde ich glauben, dass hinter jeder neuen Tür die Sonne wieder scheint.

Doch nicht für mich. Türen bleiben verschlossen und versperren den Weg nach draußen.

Im Kummer ertrunken frage ich mich: Ist denn niemand da, der mich sicher nach Hause bringt?

Theater für Fortgeschrittene: ein Musical mit Gruselfaktor

Taucht mit mir in die totale Finsternis und begebt euch mit mir in die Welt der Unsterblichkeit.

Das Musical „Tanz der Vampire“ gibt es nun seit 25 Jahren, und ich und Elena hatten das große Glück, dieses Stück noch auf der „Stage Palladium“ Bühne zu erleben, bevor es im Herbst Stuttgart endgültig verlassen wird.

Im Vergleich zu meinem letzten Musical, das ich besucht habe, „My fair Lady”, unterhielt ich mich davor ausführlich mit meiner Assistentin Elena über das Stück und ließ mir vor Beginn die Broschüre nochmals vorlesen.

Das Musical sticht mit gefühlsbetonten Rockballaden heraus. Stürmische, rasende, hitzige Tanzszenen, atemberaubende Bühnenbilder und prächtige Kostüme verpassten dem Theaterstück einen aufregenden Touch. Der Ablauf des Stücks basiert auf dem Filmklassiker von Roman Polanski aus dem Jahr 1967.

In der Stille flüsterte die Assistenz immer mal wieder etwas in mein Ohr, um mich auf Details aufmerksam zu machen. Unsere Sorge, dass sich Publikum gestört fühlen könnte, löste sich schnell in Luft auf.

Beim Musical „My fair Lady“ hatte der ständige Kulissenwechsel bei mir regelrechten Schwindel verursacht, doch dieses Mal schuf die Assistenz Abhilfe, indem sie mir jeden Kulissenwechsel ankündigte. So fiel es mir wesentlich leichter, dem Stück zu folgen.

Lasst uns nun darüber sprechen was mir im ersten und zweiten Akt nie aufgefallen wäre wenn Elena nicht an meiner Seite gewesen wäre:

Wie Assistent Alfred und Professor Abronsius sich verkleiden unter die Vampire mischen, um Sarah zu retten, die ebenfalls auf dem Tanzball ist.
Wie das erste mal Graf von Krolock erscheint – denn wenn eine neue Figur auf der Bühne dazu kommt, kann ich sie noch nicht in die Handlung einordnen und muss mir erstmal die Stimme merken
Dass der Professor nach seiner Wanderung durchs Schneegestöber im Gasthaus erst einmal aufgetaut werden muss

Fazit:
Die Tanzszenen auf dem Schloss und die fesselnde Musik werden mir für immer in Erinnerung bleiben. Ich liebe das Finale und das Happy End für Sarah und Alfred. Zwar siegen die Vampire, denn Sarah wird von Graf von Krolock gebissen. Dennoch macht sie sich mit Alfred auf die Flucht, der denkt, Sahra sei bloß verletzt. Dann aber beißt sie auch ihn – und beide sind als Vampire endlich vereint.

Graf von Krolock ist meine Lieblingsfigur in dem Stück. Zum einen, weil ich bei ihm die Texte sehr gut verstanden habe, zum anderen, weil er für mich die größte Präsenz ausstrahlte.

Zum Abschluss hier der Link, wo ihr euch die Songs reinziehen könnt:
https://open.spotify.com/playlist/7npl9FSrAFH2Nm32OdjypR?si=nNoUXY9KSNy983ej662rlQ

Mein Weg: In Etappen zur Zielgerade

Vom Rollstuhl bis zum Rollator war es ein langer Weg. Doch lasst mich zum Anfang zurückspulen. Ich erzähle euch in fünf Kapiteln wie ich schon im Krankenhausbett mit Physiotherapie begonnen, mich wieder in Form gebracht habe und heute körperlich fit halte.

1. Kapitel: Mein Körper ist mein Tempel

Es ist hart in den sauren Apfel zu beißen und die Ist-Situation so anzunehmen wie sie im Augenblick ist. Vorher noch als Fußgänger unterwegs und  – zack, bam –  war der Rollstuhl mein neuer Freund. Nach meiner Hirnblutung im Jahr 2012 konnte ich nicht mehr gehen, an meinem linken Arm funktioniert seither nur noch die Grobmotorik und mein Sehvermögen war plötzlich eingeschränkt. Schlagartig habe ich bei den normalsten Alltagssituationen Unterstützung benötigt. Beim Anziehen der Kleidung, beim Toilettengang oder beim Duschen. Eine grauenhafte Vorstellung, die nur schwer zu akzeptieren war. Andere dringen in deine Intimsphäre ein, und es gibt nichts was du dagegen tun kannst, außer deine Scham zu überwinden und es zuzulassen. Es gibt keine Alternative. Doch überraschenderweise gewöhnt man sich selbst an diesen Umstand.
Um aus dieser Lage herauszukommen, standen folgende Ziele im Fokus:

  • Muskelaufbau in den Beinen
  • Training der Motorik des linken Armes, die durch die Spastik eingeschränkt war und teilweise immer sein wird

Um diesen Vorsatz zu erreichen, fordert  es einen starken Willen und viel Disziplin.

Von nix kommt nix, denn die Therapeuten stehen dir zwar zur Seite, doch die Arbeit wird einem nicht abgenommen. Letztendlich zahlten sich jegliche Strapazen, die ich auf mich nahm, aus. Und all die Zweifel, die ich während der Reha-Zeit verspürte, waren wie weggeblasen. Dank den lieben Mit-Patienten und dank der Unterstützung meiner Familie überstand ich auch diese Phasen.

Jetzt, mehr als zehn Jahre später, gehört der Rollstuhl längst der Vergangenheit an, stattdessen gehören der Rollator sowie meine Beinschiene zum Hier und Jetzt.

Heute bin ich außerhalb der Wohnung mit Assistenz unterwegs. Mit  vollstem Vertrauen halte ich mich an der Schulter meiner Begleiter fest, auf die ich mich im Alltag verlassen kann. Dies lässt mich Barrieren leichter überwinden. In solchen Situationen trage ich als Hilfsmittel nur noch meine Beinschiene am linken Bein.
Der Rollator wird bei Alleingängen stets in Anspruch genommen.

Drinnen in meiner gewohnten Umgebung kann ich sogar ohne Schiene laufen. Selbstständiges Duschen ist wieder möglich. Beim Anziehen der Kleidung übernimmt der rechte Arm den Hauptpart, doch der linke Arm kann trotz Spastik mit helfen.

Wie ich es geschafft habe, meinen Körper durch Muskelaufbau wieder auf Vordermann zu bringen, und was mir dabei geholfen hat, erfahrt ihr im nächsten Kapitel.

2. Kapitel: Bewegung für Körper und Geist

Muskeln und Kondition zu verlieren geht ziemlich schnell, sie hingegen wieder aufzubauen ist ein  langer und steiniger Pfad.

Wie ich das geschafft habe?

Ich erzähl’s euch!

Das größte Hindernis ist es, zu akzeptieren, dass es unterschiedliche Phasen des Fortschritts gibt.
Meist kommt erst ein gigantischer Schub an Entwicklung, und dann geht es immer wieder in kleinen Schritten voran.

Somit ist viel Geduld und Ausdauer gefragt.

Einen ersten Versuch das Bett zu verlassen, habe ich bereits im Krankenhaus gemacht. Eine Schwester  stützte mich dabei. Damit der Kreislauf in Schwung kommen konnte.

In der Reha habe ich später in der langen Zeit von eineinhalb Jahren herausgefunden, was mir am meisten hilft und was  für mich nicht in Frage kommt. Ergometer, Laufband und Schwimmen dienten zum Aufbau von Ausdauer und Kondition. Doch bis das klappte, musste ich erst einmal Rückschläge hinnehmen. Die Überraschung war groß, als ich feststellen durfte, dass ich  mich bei dem Versuch scheiterte, mich über Wasser zu halten. Wie soll das auch klappen, wenn die Muskulatur fehlt? Der Bewegungsablauf war klar, doch ohne Muskeln läuft da nichts.

Auch wenn das Schwimmen nicht immer ohne war, wurde es zu meiner Lieblingssportart, dicht gefolgt vom Wandern in der Natur.

Gleichgewichtstraining am Stepper, Übungen am Trampolin oder mit dem Ball gehörten nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Nichtsdestotrotz hängte ich mich voll rein, da auch diese therapeutischen Maßnahmen für das Gleichgewicht wichtig sind.

So ist es mir mit der Zeit möglich gewesen, bei  unvorhergesehenen Stolperfallen,  die mich ins Schwanken geraten ließen, wieder mein Gleichgewicht zu finden.

Um die Beinmuskeln wiederherzustellen half mir das Stehen  auf einer Vibrationplatte, die meine Tiefenmuskulatur stimulierte und meine Beine stabilisierte. Vor allem das linke Bein benötigt diese Stabilisierung und erhält im Alltag durch eine Schiene noch zusätzlich mehr Halt.

Schnell kam ich zu der Erkenntnis, dass das Laufen sowie das Schwimmen alleine nicht ausreichen um meine Beinmuskelatur zu erhalten, und dass so eine Vibrationplatte für den Hausgebrauch ganz schön viel Holz kostet.

In seltenen Fällen, wenn man Glück hat, findet man eine Praxis, die mit solch einer Platte ausgestattet ist. Allerdings hat das Training mit der Vibrationsplatte auch seinen Preis, den ich selbst bezahlen muss. Die Krankenkasse finanziert dieses Training nicht.

Ich fasse noch mal zusammen, was mir bei der Genesung am meisten geholfen hat.

  1. Laufband
  2. Schwimmen
  3. Vibrationsplatte
  4. Gleichgewichtstraining

Wenn ihr wissen wollt, warum ich mich für bestimmte Sportarten wie Schwimmen oder Wandern entschieden habe und wie sich das Ganze auf meinen Körper auswirkt, dann lest in Kapitel 3 weiter.

3. Kapitel: Integriere Sport in deinen Alltag

Regelmäßige Bewegung bringt nicht nur den Kreislauf wieder in Schwung, sondern regt auch den kompletten Bewegungsapparat an. Sie verringert die Anfälligkeit von Rückenproblemen und sorgt für bessere Ausdauer und Kondition.

Diese Sportarten baue ich regelmäßig in meinen Alltag ein, damit ich meine körperliche
Fitness nicht verliere.

Zwei mal die Woche begebe ich mich ins Schwimmbad.

Ein- bis zweimal die Woche gehe ich Walken.

Wandern findet einmal im Monat statt.

Zusätzlich steht einmal die Woche für eine Stunde Physio auf dem Programm. Nicht zu vergessen: einmal Ergotherapie pro Woche für 45 Minuten.

Natürlich wird das Sportprogramm an den Alltag angepasst.

So gehe ich seit ich umgezogen bin nicht mehr so oft schwimmen, dafür zweimal die Woche ins Fitness. Am neuen Wohnort muss ich noch Assistenten für den Sportbereich suchen.

Wann ich welche Sportart begonnen habe, kann ich  nicht mehr genau sagen. Doch noch viel bedeutsammer als das Wann ist das Warum.  Denn ohne ein Warum ist das Scheitern vorprogrammiert.

Im Vergleich zu vielen anderen Sportarten werden  beim Schwimmen mehrere Muskeln gleichzeitig eingesetzt. Die Arm-, Bein, Schulter und Brustmuskulatur werden beim Brustschwimmen besonders trainiert. Darüber hinaus die Gesäß- und die gesamte Beinmuskulatur.
Mehr Ausdauer und Kondition sind großartige Nebeneffekte, die durch anhaltendes Training erreicht werden können.

Doch nicht nur Schwimmen trainiert gewisse Muskelnpartien, auch Wandern verlangt meinem Körper einiges ab.

Wandern nimmt genau die Muskeln voll in Anspruch, die wichtig sind, um den Stützapparat aufrecht zu halten. Das betrifft die Bein-, Rücken- und Bauchmuskulatur.

Sie geben meinem Körper den richtigen Halt für ein gesundes Gleichgewicht und einen stabilen Gang.

Aufgrund meiner Halbseitenlähmung ist es aber auch wichtig, die Tiefenmuskulatur zu trainieren. Manche Physiotherapie-Praxen verfügen dafür über eine Vibrationsplatte.

Während des halbstündigen Trainings wird auf der Platte die Tiefenmuskulatur über Schwingungen erreicht, die bei einem normalen Workout oftmals gar nicht erreicht wird.
Das Vibrationstraining stärkt die Beinmuskulatur und den Gleichgewichtssinn.

4. Kapitel: Meine Hilfsmittel beim Sport

Für jede dieser sportlichen Aktivitäten brauche ich gewisse Hilfsmittel, ohne die ich nicht auskomme.

Darunter fallen unter anderem mein Schwimmgurt, ohne den ich mich nicht auf Dauer über Wasser halten kann. Aber auch die Schwimmbrille, die vor allem das rechte Auge schützen soll, da dort die Reaktion des Augenlids aufgrund meiner Gehirnblutung verlangsamt ist. Auf Wanderschaft darf abgesehen von den Wanderschuhen die Schiene nicht fehlen. Schließlich dient sie zur Stabilisierung des Beins und somit zur Unterstützung des Knies, außerdem sorgt sie dafür, dass der Fuß nicht abknickt. Was ich auch nie vergessen darf, sind die Augentropfen für den Ersatz der Tränenflüssigkeit des rechten Auges.

Durch meine halbseitige Lähmung der kompletten linken Körperhälfte ist regelmäßiger Sport von immenser Bedeutung. Ein längerer Ausfall hat harte Konsequenzen für mich.

Welche Konsequenzen das sind, erläutere ich im letzten Kapitel.

5. Kapitel: Folgen mangelnder Bewegung

Die Konsequenzen lassen sich ziemlich kurz zusammenfassen. Die Fitness und vor allem die Muskelatur lassen nach.  Dies macht sich vor allem am Bein und an der Rückenmuskulatur bei mir bemerkbar.

Ohne Training würde mein linkes Bein instabiler werden. Auch meine Körperhaltung wäre schlechter, weil mich meine Rumpfmuskulatur speziell auf der linken Seite aufrecht hält. Durch all das hätte ich mehr Gleichgewichtsprobleme und wäre weniger mobil. Und das wäre für mich der Horror.

Das Problem ist, dass ich meine körperliche Verfassung nicht alleine aufrechterhalten kann. Um Sport machen zu können, brauche ich meine Assistenten. Fallen sie krankheitsbedingt aus, sagen aus anderen Gründen ab oder fehlen mir die passenden Leute für diese Unterstützungsarbeit, leidet meine Gesundheit darunter.

Ich brauche ein zuverlässiges Team, damit ich auf Dauer auf dem aktuellen Fitness-Level bleibe. Denn wenn ich eines nicht möchte, dann ist es, wegen mangelnder Assistenzhelfer einen Rückschlag zu erleiden.

„Vegatasia“ offenbart euch Taiwans Köstlichkeiten

Du hast riesen Hunger und willst essen so viel du kannst? Dann bist du im Vegetasia (Ungargasse 57, 1030 Wien) genau richtig. Es bietet vegetarische und vegane Gerichte aus Taiwan – und hat damit für mein Gefühl schon einen gewissen Seltenheitswert.

Räumlichkeiten:
Die Eingangstür ist etwas schwer, sodass ich leicht ins Schwanken geraten bin, bis meine Begleitperson übernommen hat. Das Restaurant ist großräumig, so dass Tische und Stühle in größeren Abständen platziert sind. Somit fallen Stolperfallen schon mal weg – und wären die zwei Treppenstufen und die schwere Türe nicht, könnten ebenso Rollstuhlfahrer hier bequem essen gehen.

Bestellprozess:
Getränke gibt es an der Bar und an einem großen Büfett erwarten einen die buntesten Speisen. Entweder bedient man sich am Büfett selbst oder man verwendet den QR-Code als Menükarte.
Der QR-Code ist für mich nicht in Frage gekommen, da ich von dem winzigen QR-Code gar keine Notiz genommen habe. Stattdessen schaute ich mich ganz stutzig nach der Speisekarte um und fragte mich, wie hier bestellt wird. Nachdem ich bemerkte hatte, wie meine Begleitperson mit dem Handy hantierte, begriff ich langsam. Zugleich nervte es mich, dass die Begleitperson kein Wort darüber verloren hat.
Zwischen all den Vorspeisen, Salaten und Suppen am Büfett entschied ich mich für die überbackenen Bananen und Pudding mit Anananas-Stücken und Kokosraspeln. Von Matthis konnte ich noch ein paar Pommes essen und irgendetwas aus Soja.
Am Ende blieb ich dann doch lieber bei meinen Süßspeisen. Vor allem dieser Pudding mit Kokosraspeln hat es mir angetan. Dementsprechend habe ich auch viel zu viel davon gegessen. Zwischenzeitlich hab ich mich wirklich gefragt, ob der Pudding überhaupt vegan ist. Allerdings war er zu lecker, und da ich eh schon davon genascht hatte, dachte ich nicht weiter darüber nach.

Geschmack:
Die Desserts sind richtig süß, so wie ein Nachtisch sein sollte.

Preis-Leistungs-Verhältnis:
Für das Büfett haben wir am Abend 16,90 Euro pro Person gezahlt, dazu kommen Getränke. Das war für mich angemessen.

Fazit:
Für einen Besuch zum üppigen Sattessen passend, aber mit Steigerungspotenzial – mir hat es geschmeckt, aber umgehauen hat mich das Angebot nicht.

https://vegetasia.at

Secret Garden: Ein geheimer Garten, der Balsam für die Seele bringt

Wer der Hektik und dem Lärm des Alltags entfliehen möchte, der gehe durch den Reihmundhof in Wien. Denn zwischen den kleinen Läden und Kaffees versteckt sich das Restaurant „Secret Garden“. Eine Oase des Friedens, wo du deine Seele baumeln lassen kannst  und Mahlzeiten für Körper und Geist findest.

Räumlichkeiten:
„Secret Garden“ ist ein kleineres vegetarisches und veganes Restaurant. Kleine eckige Tische sind aneinandergereiht, man sitzt auf runden Stühlen. Optisch betrachtet sieht es gut aus, doch je enger Stühle und Tische stehen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit für mich, in so einer Situation über meine eigene Beine zu stolpern. Mit diesem Hintergrundwissen bevorzuge ich  Sitzbänke in Restaurants und Bars. Die grasgrünen Sitzbänke und die Topfpflanzen an der Wand hatten für mich etwas Beruhigendes, als ich mich setzte.
Hinter dem Tresen hielten sich zwei der Kellnerinnen auf, die Bestellungen entgegennahmen und gerade einer Kundin das Essen über den Tresen zum Mitnehmen reichten. Ich hörte wie die Leute in der Küche zu Gange waren. Der Raum war nicht zu klein und nicht zu groß. Somit konnte ich mich  schnell orientieren. Es war ziemlich ruhig, da nicht ganz so viele Gäste da waren. Als ich mich später auf den Weg zur Toilette machte, verlor ich kurz das Gleichgewicht  und nahm dadurch Notiz von dem Holzboden under meinen Füßen, der an der einen oder anderen Stelle nicht ganz eben ist. Lässt man die eng aneinandergereihten Tische und Stühle sowie die Unebenheiten des Holzbodens außer Acht, war das Restaurant für meine Bedürfnisse gut geeignet. Der Raum versprüht eine entspannte Atmosphäre.

Bestellprozess:
Sich die Menükarte von Matthis vorlesen zu lassen, ohne das Gefühl zu haben, sich schnell für ein Gericht entscheiden zu müssen, machte mich gelassen. Keine Ahnung wie es anderen Leuten damit geht, für mich ist es mega-anstrengend die Speisen auf der Menütafel zu entziffern, mich bei all dem Trubel in einem vollen Restaurant zu orientieren. Größtenteils bin ich so sehr damit beschäftigt, mich in unbekannten Räumen als Seheingeschränkte zu orientieren, dass es mir schwer fällt, eine schnelle und klare Entscheidung zu treffen.
Die Bedienung war sehr freundlich und das Essen ließ nicht lange auf sich warten.
Für Personen, die es eilig haben, besteht die Möglichkeit an der Theke Kuchen und warme Speisen zum Mitnehmen zu bestellen.

Geschmack:
Das Linsendal hatte einen leicht exotischen Touch und der Schoko-Kokoskuchen kann ich jedem Kokosliebhaber weiterempfehlen. Sehr luftiger, schockoladiger Geschmack mit einer intensiven Kokosnuss-Note.
Die Speisen werden in runden asiatischen Tellern oder Schüsseln serviert. Der Besuch versetzt einen direkt nach Asien.

Preis-Leistungs-Verhältnis:
Die Speisen sind ihr Geld absolut wert.

Fazit:
Jeder, der sich nach Erholung vom stressigen Alltag sehnt, einen anstrengenden Arbeitstag oder seine Probleme für einen Moment hinter sich lassen möchte, ist im Restaurant „Secret Garden“ genau am richtigen Ort.

https://www.secretgardenrestaurant.at/

Kein Lebewohl

Die, die mir am nächsten stehen, sind so nah und doch so fern.
Zerreißen meine Träume in Stücke.
Es juckt mich nicht.

Von Vertrauen nicht die Spur.
Ist mir so was von egal, denn ich bin unangreifbar.

Der Schmerz sitzt tief,
das Herz pocht laut.
Jaulend wie ein Wolf leide ich vor mich hin.

Bin gescheitert bei dem Versuch mein Bestes zu geben, doch gegen eure Mauer komm ich nicht an.

Kein Lebwohl.
Kein Abschiedsbrief.
Kein Telefon, das klingelt.
Nur ein Post-it am Kühlschrank mit den Worten „Ich bin auf und davon“.

Ihr philosophiert über mein Leben,
zerlegt es in Teile.
Ganz gleich was geschieht, im Vergleich zu den anderen kann ich auf euren Zuspruch lange warten.

Kein Lebewohl.
Kein Abschiedsbrief.
Kein Telefon, das klingelt.
Nur ein Post-it am Kühlschrank mit den Worten „Ich bin auf und davon“.

Ihr seid der Ansicht mich zu kennen, doch mein wahres Wesen bleibt verborgen.
Zuneigung spiegelt sich in materiellen Dingen.
Doch all das ist nichts wert, wenn ich die Liebe nicht spür.

Ihr nehmt mir den Atem, stutzt mir die Flügel.
Ich ringe nach Luft,
treibe in einem Wirbel im Ozean und ohne, dass ihr es merkt,  bin ich aus eurem Leben verschwunden.

Lass es Konfetti regnen, denn jetzt komm ich.
Ab sofort mach ich mir meine eigenen Regeln.
Lass alles hinter mir,
denn in diesem Augenblick fängt mein neues Leben an.

Kein Lebewohl.
Kein Abschiedsbrief.
Kein Telefon, das klingelt.
Nur ein Post-it am Kühlschrank mit den Worten „Ich bin auf und davon“.